Rezension
Was dieser Platte fehlt, ist ein Beiheft – oder doch ein ausführlicher Klappentext. Doch von diesem editorischen Versäumnis abgesehen, treibt diese exklusive Vinylveröffentlichung aus dem Hause Clearaudio einem Wunderlich-Fan das Wasser in die Augen. Die legendären frühen Aufnahmen des Tenors mit dem Rundfunkorchester Kaiserslautern einmal in dieser Qualität zu hören (und besitzen!) – das ist schon ziemlich traumhaft. Die erste Seite der LP ist der Operette gewidmet. Es zeigt sich einmal mehr, daß die richtige Stimme selbst das fragwürdigste Libretto in Gold verwandelt. Nach dem unerreichbaren Richard Tauber konnte das wahrscheinlich wirklich nur noch einer, und das war Fritz Wunderlich. Nach ihm hatte diese Gabe niemand mehr, nicht in dieser Form. Der phantastische Wunderlich-Schmelz veredelt hier Arien und Lieder, die von jedem anderen banal klängen; hier ist es großartige Musik. Die zweite Seite gilt der Oper. Am Anfang stehen zwei Arien aus der Mozart-Rarität „Zaide“ aus den Beständen des Süddeutschen Rundfunks (heute SWR), aufgenommen am 24.10.1956. Allein dafür kommt ein Gesangs-Freund an diesem Album kaum vorbei. Auch die folgenden Titel sind echte Repertoireraritäten: Arien aus Ignaz Holzbauers „Günther von Schwarzburg“, Glucks „Die gerechtfertigte Unschuld“ und, einzige Aufnahme in italienischer Sprache, Alessandro Scarlattis „Rosaura“. Nicht alles Pflichtstücke im Großen Gesangsbuch, doch von Wunderlichs Stimme in den Rang unverzichtbarer Meisterwerke gehoben. Und zum Abschluß gibt’s noch eine ganz besondere Sternstunde: „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ aus einer „Zauberflöten“-Aufnahme vom 12.4.1959, ebenfalls vom SDR, mit dem Stuttgarter Radio-Orchester unter der Leitung des großen Carl Schuricht. Wenn’s dazu eine Gesamtaufnahme gibt: Das wäre eine Aufgabe…! (2006)