Tinsley Ellis

Devil May Care

Label/AN:  Alligator, AL50081
Format:  LP

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Rezension

Man könnte ja meinen, daß die Pandemie einen Workaholic wie Tinsley Ellis, einen Menschen, der praktisch auf der Bühne lebt, aus der Bahn werfen würde. Aber der Mittsechziger, den der erste Lockdown mitten während einer Tour (wo sonst) erwischte, setzte sich ans Steuer seines Transporters, fuhr die 2400 Meilen von Reno, Nevada in seine Heimat Atlanta, Georgia und vergrub sich erstmal in seinem Tonträgerarchiv, das neben Studioklassikern seiner Vorbilder von B.B. King bis zu den Allmans auch jede Menge obskurer Liveaufnahmen enthält. Erklärtes Ziel: Als Songwriter zu wachsen. In den folgenden 18 Monaten entstanden 200 Songs. Zehn davon wählte er für „Devil May Care“ aus, und man darf behaupten, daß das Ergebnis dem ursprünglich formulierten Anspruch gerecht wird! Zwar ist es schwierig, angesichts seiner ja durchaus hochkarätigen Diskographie von einem besten Album zu sprechen, aber unter den Top Three dürfte es schon rangieren. Manchmal hat man das Gefühl, ein Mixtape mit Genreklassikern zu hören, die man aus irgendwelchen Gründen vergessen hatte; definitiv sind die Songs aus dem Material, aus dem man Standards schnitzt. Oft übrigens mit einem deutlichen Wink in Richtung Gregg Allman; die Spuren anderer alter Meister (von Freddie King bis Peter Green) sind aber auch auszumachen. Bassist Steve Mackey und Drummer Lynn Williams liefern ein perfekt groovendes Fundament; besonderer Dank gebührt Kevin McKendree, der die Sessions nicht nur produzierte, sondern an der Hammond B-3 für etliche dezente Gänsehautmomente sorgt. Sehr groß! (2022)

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