Rezension

Es hatte mit einer Queen-"Greatest Hits"-Musikkassette begonnen: Der damals neunjährige Jamie Lenman beschloß, Brian May und Freddie Mercury in einer Person zu sein. Ein bißchen kann man es immer noch hören (und sehen): Einerseits die Extravaganz und Exaltiertheit, andererseits der Hang zu schlagkräftigen Riffs (mehr "Another One Bites The Dust" als "Bohemian Rhapsody"!). Es kam freilich noch einiges hinzu in den folgenden Jahrzehnten – der außerdem als Illustrator tätige Lenman ist Mitte 30 und seit langer Zeit in der britischen Indie-Szene (u.a. mit der Band Reuben) aktiv –, man hört etwa Einflüsse von Nine Inch Nails und Nirvana, aber ganz offenbar hat der Mann in den 25 Jahren seit jenem Erweckungserlebnis außer Grunge, Hardcore und Industrial durchaus auch Jazz, Folk und Pop gehört. Einflüsse, die immer mal wieder wie aus dem Nichts auftauchen und dieses zweite Soloalbum herrlich unkalkulierbar machen. Man muß für harte Gangarten schon etwas übrig haben – aber Lenman vermag dabei immer wieder zu überraschen. Ganz zum Schluß noch mal mit dem Titelsong, der sich von einer melodischen Folk Pop-Nummer (!) zu einem epischen Stadion-Rock Song steigert: Das kann er also auch…! (2017)