Rezension
Eine Stierkampfarena mag ein seltsamer Ort für eine Friedensaktivistin sein, doch in einer solchen, in der baskischen Metropole Bilbao, hatte die Sängerin im Jahre 1989 einen ihrer größten Live-Momente. Schon die erste Hälfte des Albums ist stark, eingeleitet von ihrem eigenen, titelspendenden „Diamonds And Rust“, mit einem exzellenten „No Woman No Cry“, einem berückend schönen „Famous Blue Raincoat“, einem a capella gesungenen „Swing Low Sweet Chariot“ und einer erstaunlich guten „Let It Be“-Version im Gospel-Idiom. Für die zweite Seite wechselte Baez in die ihr ja bestens vertraute Landessprache; die Begeisterung des Publikums hat eine Rückkopplungs-Funktion auf das Bühnengeschehen: Viele Momente von solcher Intensität hatte Baez vermutlich nicht einmal in ihrer größten Zeit in den frühen 60ern. Für „Gracias A La Vida“ kam dann noch ihre große argentinische Kollegin Mercedes Sosa auf die Bühne… – Die Live-Sternstunde erschien seinerzeit auf einem Kleinlabel, die Vinylauflage war verschwindend gering, Originale sind daher kaum zu bekommen und sehr hochpreisig. Daß sie es qualitativ mit der Analogue Productions-Ausgabe aufnehmen können, scheint angesichts des hier zu erlebenden Klanges eher zweifelhaft… (1989/2015, Pressung aktuell)