Rezension
Man spürt es schon an den süß (aber nicht süßlich!) duftenden ersten Takten des „Frühlings“: Die Koreanerin beteiligte sich nicht am Bildersturm anderer Aufnahmen der jüngeren Vergangenheit, sondern setzte bewußt ein Statement für ein traditionelles Werkverständnis. Das bedeutet aber keinesfalls, daß diese Jahreszeiten „romantisch“ oder gar „klebrig“ interpretiert wären: Wo es die Partitur verlangt, packen Solistin und Orchester durchaus zu und illustrieren die Naturgewalten eindrucksvoll, doch wird man in der Werkdiskographie seit, sagen wir, 1990, kaum eine schönere und berührendere Aufnahme des Largo aus dem „Herbst“-Konzert finden. Chung bürstet nichts gegen den Strich, und wer nach einer provokanten Interpretation sucht, ist hier schlecht beraten. An musikalischer Ausgewogenheit und Klangschönheit ist diese hier allerdings nur schwer zu übertreffen. Zu charakterisieren am besten wohl mit dem englischen „gentle“ oder dem französischen „gentil“, für die es keine zufriedenstellende deutsche Übersetzung gibt… – Erstmals auf Vinyl! (2001/2022)