Rezension
Gänzlich unumstritten ist Klemperers 1964er Aufnahme unter Mozartianern nicht – manchem ist sie zu streng, zu dunkel; fraglos gibt es Aufnahmen, vor allem in jüngerer Zeit, die dem „Singspiel“-Charakter des Werkes (es ist ja ausdrücklich keine Oper) gerechter werden. Aber die innere Spannung, die Dramaturgie, die man hier erfährt, wurden nur selten wieder erreicht. Tatsächlich sprang der Dirigent hier aber auch oft über seinen Schatten; zumindest für seine Verhältnisse sind die burlesken Momente (in Papagenos Auftritten) durchaus überzeugend. Die Szenen mit der Königin der Nacht oder Sarastro sind natürlich sowieso überragend. Doch von Klemperers Leistung abgesehen, lebt diese Aufnahme natürlich vor allem von dem unglaublichen Gesangsensemble: Gedda erweist sich als idealer Tamino, Gundula Janowitz ist eine bezaubernde Pamina, Walter Berry überraschte durch seine glaubhafte (und akzentfreie) Darstellung des Papageno, Lucia Pop brilliert in den Königin-Arien, Gottlob Frick ist natürlich ein überragender Sarastro. Und die Besetzung der „drei Damen“ mit Elisabeth Schwarzkopf, Christa Ludwig und Marga Höffgen ist schon aberwitziger Luxus – dergleichen wird es nie wieder geben. Natürlich sollte man definitiv auch die klassische Böhm-Aufnahme auf Deutsche Grammophon besitzen, aber Klemperers Interpretation hat auf ihre Art kaum weniger Ewigkeitscharakter. (1964/2023)