Rezension
Ein erstaunliches Trio fand sich da im Night Dreamer-Direktschnittstudio zusammen. Am wenigsten erwarten würde man da den türkischen Folktronica-Produzenten Islandman, denn dessen Musik, sollte man meinen, entsteht eher selten live im Studio. Die Situation scheint ihm aber keine Probleme bereitet zu haben, denn seine Keyboardsounds fließen ganz selbstverständlich zusammen mit der Saz-Virtuosität des jungen Saiten-Meisters Muhlis Berberoglu – und den diversen überwiegend selbstkonstruierten Trommeln und Flöten des legendären Ausnahmemusikers Okay Temiz (83), in dessen langer Diskographie sich auch Arbeiten mit etwa Don Cherry finden, vor gut einem halben Jahrhundert. Temiz und sein schier unendliches Rhythmus-Geräusch-Spektrum spielt denn auch die heimliche Hauptrolle auf diesem Album, das einmal mehr den Mut des niederländischen Analog-Labels zu außergewöhnlichem Repertoire belegt. Mediterrane und osmanische Folklore-Klänge, psychedelische Soundflächen, dazu stets infektiöse, gar nicht so selten regelrecht funkige Grooves – eine sicherlich sehr eigenwillige, aber unmittelbar überzeugende Rezeptur! Noch dazu in Direct-To-Disc-Qualität… (2023)