Rezension
Das selbstbetitelte 2009er Debüt von Pauls Sohn gab bereits reichlich Anlaß zu großen Hoffnungen – die stilistische Nähe zum Werk des Vaters ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes, und dafür, daß in stimmlicher Hinsicht der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen ist, kann Harper sowieso nichts. Vier Jahre später hat er sich dennoch freigeschwommen. Mit einer hochkarätig besetzten Band (Strokes-Bassist Nikolai Fraiture, Attractions-Drummer Pete Thomas, weitere Musiker stammen von den Bright Eyes, Wilco oder der Band von Leslie Feist) führt Simon die poppige Seite der Spätsechziger-Psychedelia in die Gegenwart – und offenbart dabei eine Verwandtschaft weniger zum Vater, als vielmehr zu einem herausragenden Singer/Songwriter der jüngeren Vergangenheit, dem tragisch früh gestorbenen Elliott Smith – vor allem dessen letzte Alben betreffend. Das kann im Ergebnis mal echten Rock’n’Roll-Druck machen („Dixie Cleopatra“), mal neblig wabern („Chinese Jade“) oder auch einfach wunderbar fließen wie das besonders schöne „99“. Und wenn dann mit „Bonnie Brae“ ein Song dabei ist, der wirklich (und im positivsten Sinne) klingt wie ein verlorener Outtake aus der Spätphase von Simon & Garfunkel, dann zeigt das nur, wie intensiv sich Simon mit seinen Wurzeln beschäftigt hat! (2013)