Der US-Gitarrist mit pakistanischen Wurzeln ist so etwas wie ein musikalischer Formwandler: Es gibt nur wenige Musiker, bei denen man so wenig weiß, was einen bei der nächsten Platte erwartet. Das Einzige, worauf man sich verlassen kann, ist sein quecksilbriges, gerne hakenschlagendes Gitarrespiel; stilistisch ist praktisch alles möglich. Wenn Abbasi nun eines seiner Idole ehrt, so darf man kaum damit rechnen, daß er die Django Reinhardt-Klassiker einfach nachspielt. Dafür muß man die LP gar nicht auflegen, man sieht es schon an der Besetzung – neben Drummer Michael Sarin hat sich Abbasi den Keyboard-Wizard Neil “Nail” Alexander als Partner ausgesucht, der mittels Orgeln, Synthesizer und diverser elektronischer Gerätschaften den Hot Club Of France in unser Jahrhundert beamt. Oder gleich in ein anderes Universum. Dennoch wird den Originalen damit keine Gewalt angetan; in Abbasis sensiblem Spiel hört man die Liebe zu diesen Stücken jederzeit. Man sollte bei diesem genialischen Album unbedingt jede Erwartungshaltung vor der Tür abgeben und sich auf Abbasis und Alexanders Ideen einfach einlassen. Wenn heutige Adaptionen von George Gershwin- oder Cole Porter-Kompositionen nicht nach 1940 klingen, beschwert sich schließlich auch niemand. (2020)