Rezension
Die norwegische Saxophonistin – die erste Künstlerin auf ECM, deren Debüt gleich ein Doppelalbum war – arbeitet auch als klassische Komponistin, Choreographin, als Performance-Künstlerin und erstellt Licht-Designs für das Theater. An besagtem Debüt hatte sie zehn Jahre gearbeitet. Daß bis zu ihrem zweiten Album wieder acht vergingen, ist also gar nicht so erstaunlich. Sie kehrt mit "Drifting" wieder zu jenem Trio-Format zurück, das die erste Hälfte des Erstlings prägte: Saxophon, Klavier (wieder Johan Lindvall), Cello (Judith Hamann, anstelle von Katrine Schiøtt). Etliche der neuen Stücke sind unter zwei Minuten lang: Skizzen, Bleistift-Entwürfe – doch von einer Dichte, die keine weitere Ausführung notwendig macht oder erlaubt. Präzise, perfekte Miniaturen. Viele getragen von berückenden Melodien, andere wie "0°" reine Studien in Klang, die aber nicht weniger intensiv wirken. Ob dies Jazz ist oder eine Art postromantischer Kammermusik, ist unerheblich. Grenzen sind etwas, was im Konzept dieser Allround-Künstlerin definitiv keine Rolle spielt. Nach zweieinhalb Jahren gibt es nun endlich Vinyl davon. (2023/2025)