Rezension
Drei Jahre vor seinem plötzlöichen Tod vollendete der isländische Komponist dieses außergewöhnliche Hauptwerk; die Uraufführung fand im Saal des Tempels von Dendur, einem der wohl spektakulärsten Räume des New Yorker Metropolitan Museum, statt. Das American Contempary Music Ensemble (ACME) war auch damals beteiligt; anstelle des Vokalensembles Roomfull Of Teeth hören wir auf der ersten Aufnahme des Werkes nun die Stimmen des vielfach ausgezeichneten Theatre Of Voices, das wie das ACME viel und eng mit Jóhannsson zusammengearbeitet hatte. Das „zeitgenössische Oratorium“, wie der Komponist das Werk selbst bezeichnete, beginnt traditionell instrumentiert, erinnert zunächst an die frühe Vokal-Polyphonie der Renaissance, auch an Werke von etwa Arvo Pärt oder Henryk Górecki; im weiteren Verlauf aber fließen immer mehr elektronische Elemente ein, die mit den Stimmen und dem Streichquartett auf geradezu unirdische Art verschmelzen: Ein mystisches Werk, das, wenn kein altägyptischer Tempel zur Hand ist, am besten wohl in völliger Dunkelheit gehört werden sollte, damit es seine Magie ungehindert entfalten kann… (2022)