Rezension
Russland und Mexiko: Eine ungewöhnliche Kombination. Doch ist die Oper keine Folklore, sondern seit langer Zeit ein internationales Phänomen, und deswegen spielen die Herkunftsländer des Opern-Traumpaars Netrebko/Villazón gar keine Rolle. Und von einem Traumpaar darf man sprechen, muß man sogar. Nicht im Sinne der Regenbogenpresse, sondern in einem musikalischen: Schon lange hat man kein solches Stimmenpaar gekannt, haben ein Tenor und ein Sopran nicht so perfekt miteinander harmoniert. Duette sind von jeher Opernhöhepunkte, Momente, in denen sich Handlung und Emotionen zuspitzen. Hier finden wir diese intensiven Augenblicke in konzentrierter Form, aus „La Bohème“, „Lucia di Lammermoor“, „Rigoletto“, „Romeo und Julia“ (die Gounod-Vertonung), „Perlenfischer“, „Manon“, „Iolanta“ und – seltenste Oper mit Abstand – „Luisa Fernanda“ von Federico Moreno Torroba. Gesungen wird in italienisch, russisch und französisch, doch was spielen Sprache und Sprachverständnis hier schon für eine Rolle: Es geht um Gefühle, und die übertragen sich durch die Musik. Mit diesen beiden Stimmen so direkt, wie man’s schon seit sehr langer Zeit nicht mehr erfahren hat (es sei denn auf sehr alten Platten). Doch: so suspekt einem der Medienrummel um die beiden sein mag (der freilich schon seit Caruso und noch früher zum Geschäft gehört) – man darf hingerissen sein! – Die exklusive Vinylausgabe von Clearaudio glänzt wieder einmal durch tadellose Pressung und Spezial-Klappcover (mit Mittelseite). (2007)