Rezension

Charles Ives‘ „The Unanswered Question“ ist so etwas wie die Ouvertüre zu diesem Album, DiDonatos Stimme ersetzt die Solo-Trompete mit geradezu unheimlichem Effekt. Das Werk steht symbolisch dafür wie die Menschheit den Kontakt zur Natur und zu sich selbst verloren hat; auf diesem Album soll es darum gehen, diese Verbindung wieder herzustellen. Die Sängerin wählte dafür Lieder und Arien aus fünf Jahrhunderten aus, von italienischem Frühbarock bis hin zur Erstaufnahme von Rachel Portmans (*1960) „The First Morning Of The World“, der weite Bogen spannt sich u.a. über Händel, Gluck, Wagner, Mahler und Copland, und man staunt über die Zusammenhänge, die sich in diesem außergewöhnlichen Programm ergeben. Solistin und Orchester agieren mit viel Wärme und Sensibilität. Man mag das zugrundeliegende Konzept nachvollziehen oder nicht, es liegt auf jeden Fall etwas in DiDonatos Performance, das den Hörer buchstäblich erdet. Ein so außergewöhnliches wie unmittelbar schönes Recital-Album einer der größten Sängerinnen der Gegenwart. (2022)