Rezension
Viel „moderner“ als Mozart wird es bei Kuijken nicht; und tatsächlich veränderte sich der Instrumentenbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stark. Was aber nicht heißt, daß jede Hofkapelle damals auch mit modernstem „Gerät“ ausgestattet war – mit dem Originalklang-Konzept bis in die Wiener Klassik zu gehen, ist also durchaus legitim. Die wesentliche Idee dieser wer-weiß-wievielten „Nachtmusik“-Aufnahme ist aber einmal mehr die der Reduktion: Quartett (zwei Violinen, eine Viola und ein Kontrabass) statt Kammerorchester. Und da Kuijken und seine Mitmusiker auch hier dieses Konzept nicht mit maximalem musikalischem Einfühlungsvermögen umsetzen, funktioniert es abermals: Man mag das vielgehörte Werk noch so gut kennen, man wird doch von dieser Neuinterpretation ganz anders berührt werden als je zuvor. Der intime Charakter kommt diesem Werk freilich besonders zugute – ist es doch schließlich erklärtermaßen eine Musik zur Nacht… (2021/2022)