Rezension

Wo hört der Jazz auf, wo fängt der Prog Rock an? Solche Fragen hat sich Hedvig Mollestad Thomassen schon mit ihrem Trio wohl kaum je gestellt. Und sie wird auch keinen Gedanken daran verschwendet haben, als sie die Musik für Sextett-Besetzung schrieb, die das norwegische Kult-Festival Vossajazz für seine 2019er Ausgabe bei ihr bestellt hatte. Eingespielt hat sie die sechs Stücke mit einer gemischten Band aus zwei weiteren Frauen und drei Männern, darunter Trompeterin Susana Santos Silver, Elephant9-Schlagzeugtier Torstein Lofthus, an den Tasten (Rhodes, diverse Vintage-Synths) Marte Eberson und Erlend Slettevoll. Manchmal klingt das so, wie man sich Jimi Hendrix‘ Musik in den mittleren bis späten 70ern vorstellt, hätte er weitergelebt (Mollestad ist eine derart überragende Gitarristin, daß man auf solche Gedanken kommen muß), manchmal fragt man sich, wie lange es wohl noch dauert, bis Robert Fripp bei ihr anruft, um sie für King Crimson zu verpflichten. Also doch mehr Prog als Jazz? Wen interessiert das, wenn man derart spannende Musik um die Ohren gehauen bekommt?! (2020)