Rezension
Zu dem Zeitpunkt, als der gebürtige Kalifornier beschloß, zur Abwechslung mal unter eigenem Namen zu firmieren, war er längst eine Institution, ein Urgestein der West Coast-Szene (er hatte 1966 Kaleidoscope mitgegründet und war seit 1972 Kernmitglied in der Band seines Freundes Jackson Browne gewesen). Außerdem war er natürlich einer der versiertesten Gitarristen des Staates, aber was heißt schon „Gitarristen“: Lindley schaut ein Instrument scharf an, dann kann er es spielen, weswegen ihn das US-Magazin „Acoustic Guitar“ einst nicht als Multi- sondern als Maxiinstrumentalisten bezeichnete. Das von Browne produzierte „El Rayo-X“ – den Albumtitel seines Solodebüts benutzte er die folgende Dekade über auch als Bandmoniker – ist ein wahres Schätzchen von einem Album: Man spürt die schiere Freude am Musikmachen in jeder Note. Lindley und seine erlesene Truppe (im Kern Bassist Bob Glaub, Drummer Ian Wallace und Percussionist Ras Baboo) hüpfen von Stil zu Stil (Rock’n’Roll, Zydeco, Reggae, Cajun, Blues und mehr), als wären es Blüten, und jeder weitere Song hebt die Laune wieder ein Stückchen mehr. In seiner bunten Vielfalt ist das Album außerdem ein bißchen so wie Radiohören, als noch Menschen und nicht Algorithmen die Playlists bestimmten: Jeder Song anders, aber genialisch zusammengesetzt. Klingt allerdings (insbesondere in dieser Speakers Corner-Neuausgabe) doch erheblich besser als damals auf dem Transistorkoffer… (1981/2018)