Rezension
Zu den großen Vorbildern des in New York lebenden französischen Vibraphonisten zählen Maurice Ravel, Wayne Shorter, Milton Nascimento und Thom Yorke. Was dieses Quartett eint: Ihre Musik ist kaum je schematisch oder vorhersehbar, sie kann sich in ungeahnte Richtungen entfalten. Dieser Begriff des „Entfaltens“ ist das Schlüsselwort für Moulliers fünftes Album. Sein Stammtrio mit dem italienischen Bassist Luca Alemanno und dem aus Korea stammenden Drummer Jongkuk Kim wird dazu auf nahezu jedem Track erweitert – jeweils alternierend durch die Pianisten Simon Chivallon und Isaac Wilson oder Dayna Stephens bzw. Morgan Guerin am Saxophon. Gelegentlich fügt Moullier auch ein paar flächige Elektronik-Sounds hinzu, sie haben aber nur stimmungsunterstützende Funktion. Denn auffällig ist an diesem Album, wie konventionell (oder traditionell) es vom Prinzip her ist – und wie viel dann doch darauf passiert. Es finden sich Pop-Anklänge, brasilianische, afrikanische, asiatische Elemente; alles fügt sich zueinander – oder um zum Bild des „Entfaltens“ zurückzukommen, scheint aus dem jeweils anderen hervorzugehen. Was seine drei Alben für das Fresh Sound-Label bereits versprachen, löst dieses Candid-Debüt ein: Diese Diskographie wird spannend, und Moullier zählt jetzt schon zu den wesentlichen Vibraphonisten der Jazzgeschichte! (2024)