Rezension

Das Coverfoto mit seinem nostalgieseligen Swing-Look erfüllt natürlich den Tatbestand der arglistigen Täuschung. Wobei: Eigentlich kann man sich ja denken, daß die japanische Avantgarde-Ikone (Mitte 70) und der eine Generation jüngere deutsche Saxophonist hier nicht zum Tanztee laden, sondern ihre eigenen Ideen zum Duke darlegen. Der wiederum in seiner Zeit ja unbedingt auch ein Neuerer war, die Klangfarben seines Orchesters waren damals ungehört und einzigartig, und seine Kompositionen zeigten ein bis dato unbekanntes Kunstmusik-Potential der jungen Gattung Jazz. Wiewohl absolut zugänglich und zumeist durchaus massentauglich, war seine Musik gleichzeitig so weit vorne, daß Takase und Erdmann sie gar nicht verbiegen müssen – die bekannten Themen von „Perdido“ über „Caravan“ und „In A Mellow Tone“ bis „I Let A Song Go Out Of My Heart“ tragen die freien Improvisationen mühelos. Daß die beiden sich herrlich die Bälle zuwerfen, ist erwartbar, schließlich kennen sie sich seit 25 Jahren – damals hatte die Dozentin an der Berliner Musikhochschule den Studenten direkt in ihre Band geholt. Eine grandiose, höchst originäre und garantiert nicht nostalgische Würdigung eines der größten musikalischen Genies des vergangenen Jahrhunderts! (2024)