Rezension
Die Musik der 1923 geborenen äthiopischen Nonne und Musikerin ist so einzigartig wie ihre Persönlichkeit. Aus einer wohlhabenden Amhara-Familie stammend, kam Gebru mit sechs Jahren in ein Internat in die Schweiz, wo sie auch ihre musikalische Ausbildung begann. 1933 nach Äthiopien zurückgekehrt, arbeitete sie als Musikerin am Hof von Haile Selassie; während des zweiten italienisch-äthiopischen Krieges (1935-37) wurde sie gefangengenommen und verbrachte einige Jahre auf der italienischen Gefängnisinsel Asinara. Danach nahm sie ihr Musikstudium wieder auf (in Kairo unter dem polnischen Violinisten Alexander Kontorowicz), bevor sie an Selassies Hof zurückkehrte, wo sie das imperiale Orchester leitete. Erste Aufnahmen ihrer eigenen Klavierkompositionen entstanden 1967; weitere folgten – oft allerdings besuchte Gebru das Studio nicht, weswegen diese Sammlung mit elf Stücken schon fast als repräsentativ gelten kann. Die Musik der europäischen Romantik und die traditionelle ihrer Heimat fließen darin ebenso zusammen wie Blues und Gospel, ihr Stil ist, wie schon eingangs gesagt, singulär… – Die 2016 erschienene Compilation, damals schnell vergriffen und alsbald zu absurden Preisen gehandelt, wurde nun nochmals nachgefertigt. (2022)