Edward Elgar

Enigma Variations

Weitere Werke:  Ralph Vaughan Williams: The Wasps – Aristophanic Suite / Fantasia on "Greensleeves"
Weitere Interpreten:  Kansas City Symphony, Dirigent: Michael Stern
Label/AN:  Reference Recordings, RM2508
Format:  2 LP 200g, 45 UPM

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Rezension

Man muß Brite sein, um britische Musik zu spielen, so lautet das sich bis in die Gegenwart haltende Vorurteil. Richtig ist, daß die britische Spät- und Postromantik musikgeschichtlich so isoliert außerhalb Europas steht wie der Inselstaat in geographischer Hinsicht; richtig ist auch, daß die bedeutendsten Aufnahmen dieser Musik im goldenen Analogzeitalter von Briten (John Barbirolli, ganz besonders Adrian Boult) stammen. Unsinn ist die Behauptung dennoch. Das Kansas City-Orchester unter seinem seit 2005 amtierenden Chefdirigenten Michael Stern (Sohn des legendären Violinisten Isaac Stern) hat sie bereits mit ihrer CD „Brittens Orchestra“ (ebenfalls bei Reference Recordings) widerlegt, hier ist der Einspruch noch entschiedener: Edward Elgars „Enigma Variatons“ waren selten so strahlend, auch so schlüssig zu hören: Stern gelingt es, die Komposition nicht nur als Abfolge sehr unterschiedlicher Charakter-Studien darzustellen, sondern ihm dabei gleichzeitig eine Grundstimmung als Gesamtwerk zu verleihen. Noch größer ist die Leistung von Dirigent und Orchester wahrscheinlich in Ralph Vaughan Williams‘ „The Wasps“-Suite: Das in der Tat als sehr britisch geltende (und außerhalb Englands selten aufgeführte) Werk klingt hier deutlich weltoffener, ohne seinen Charakter zu verleugnen. Erstmals vielleicht sind etwa französisch-impressionistische Klangfarben deutlich wahrzunehmen – der Komponist hatte übrigens kurz zuvor Unterricht beim (drei Jahre jüngeren!) Kollegen Maurice Ravel genommen… Das „Zugabenstück“, die bekannte „Greensleeves-Fantasie“, ist ebenfalls interpretatorisch bemerkenswert: Durchsichtig, unerwartet leicht und vollkommen kitschfrei, von unberührter Schönheit. Eine Leistung bei einem derart vielgespielten Stück. – Die Aufnahme von Star-Tonmeister Professor Keith O. Johnson muß man nicht detailliert analysieren, sie läßt sich in einem Wort beschreiben: perfekt. Unverfälschter kann ein Orchester auf Tonträger nicht klingen. (2013)

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