Als Barb Jungr im Jahre 2002 erstmals ein ganzes Album mit ihren Interpretationen von Dylan-Songs füllte, bedeutete das für die damals 48jährige so etwas wie einen so späten wie verdienten Durchbruch. In der alternativen Cabaret-Szene der 1970er hatte sich Barb Jungr schnell einen Namen gemacht, war aber trotz begeisterter Kritiken nicht weit darüber hinaus gekommen und „Britain’s best kept secret“ geblieben – bis sie eben dieses Album für Linn Records aufnahm, dem inzwischen etliche gefolgt sind (nicht nur mit Dylan-Songs). Auf dem übertrug sie die Songs des Meisters in einen Mitternachtsjazz-Kontext, mit Klavier, Kontrabass, Minimalschlagzeug und gelegentlichen Akzenten von Akkordeon und Saxophon. Vor allem aber ist es Jungrs sensibler Vortrag, der die wohlbekannten Songs hier in ganz neuem Licht erscheinen läßt. Und ja, „nobody sings Dylan like Dylan“, schon richtig, und weil der Meister über die Jahrzehnte seine eigenen Songs immer wieder stark verändert hat, wird einem auch so schnell nicht langweilig damit. Aber gerade den diese These vehement verteidigenden Extrem-Dylanisten muß man diese Platte vorspielen: Sehet, es geht auch ganz anders! – Zum 15. Jahrestag erstmals auf Vinyl. (2002/2017)