Kaum eine Liste der besten 100 Alben aller Zeiten, in denen „Exile“ nicht wenigstens unter den ersten fünf steht (der Platz 7 unter den Top 500 des US-Rolling Stone war schon beinahe ein Affront). Es ist und bleibt der dickste Brocken in der Stones-Diskographie, ob man sich der landläufigen Meinung, es sei das beste Werk der Band, nun anschließt oder nicht. Die damaligen Kritiken waren gespalten, was daran lag, daß „Exile“ sich – anders als alle Vorgänger – nicht beim ersten Hören erschließen ließ. Der opulente Mix, der Jagger nicht in den Vordergrund stellte; die dichten Arrangements mit Unmengen von parallel in Los Angeles mit Topmusikern wie Dr. John oder Billy Preston eingespielten Overdubs; die intensiven Flirts mit Country und Soul – all das ließ sich eben nicht einfach so durchhören, schon gar nicht auf Doppelalbum-Länge. Was am internationalen Erfolg allerdings nichts änderte. Und je älter das gleichzeitig rohe und hochkomplexe Werk wurde, desto mehr wuchs die Achtung davor; längst gilt es als unantastbar… (1972/2020)