Rezension
Wer auf den geballten Schönklang dieses dritten Darlingside-Albums nicht vorbereitet ist, dem wird erstmal der Mund offenstehen. Wenn man sich dann wieder gesammelt hat, denkt man darüber nach, wann man zuletzt einen Harmoniegesang auf diesem Niveau gehört hat, kombiniert mit solch exzellentem Songwriting und meist rein akustischen, aber alles andere als kargen Arrangements. Man wird vielleicht bei den Kings Of Convenience kurz verweilen, dann aber doch weiter zurückgehen, bis man eben bei den ganz großen Meistern angekommen ist: Bei den Beach Boys, Simon & Garfunkel und den Everly Brothers. Was das Bostoner Quartett hier veranstaltet, ist tatsächlich atemberaubend, schwindelerregend schön. Und es ist ja – wie schon angedeutet – nicht nur der Gesang! Die Melodien sind schwelgerisch, und die instrumentale Seite wirkt wie duftende Daunenkissen, die aber nie zu üppig auftreten – und bemerkenswert abwechslungsreich sind. Neben allerlei gezupften und gestrichenen Saiteninstrumenten kann da auch mal ein Flügelhorn, eine Klarinette oder eine Alt-Flöte auftauchen, Darlingside finden immer die exakt passende Klangfarbe. Die darf (wie etwa in „Eschaton“) bei Bedarf auch mal mit einem alten Analogsynthesizer angerührt werden. Was aber nur Sekundenbruchteile verunsichert, dann muß man der Band auch für diese Wahl recht geben. Ein Wunderwerk, mit dem die Band sich nach zwei auch schon sehr bemerkenswerten Vorgängeralben selbst übertrifft. Und definitiv eines der Pflichtalben dieses Jahres. (2018)