Rezension
Nach dem gelungenen Elektronik-Experiment mit Produzent Raül Refree gibt sich Lina Rodrigues auf dem Nachfolger musikalisch zwar wieder traditioneller, das Konzept des Albums freilich ist kaum weniger ambitioniert. Denn Rodrigues stellte sich der Herausforderung, die Lyrik des Luís de Camões zu vertonen, jenes Übervaters portugiesischer Dichtkunst, dessen Geburt sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt. Sie tut dies auf Basis des traditionellen Fado, sparsam arrangiert, mit vergleichsweise sehr behutsam eingesetzten Modernismen, die aber auch hier die Einzigartigkeit von Rodrigues‘ Musik ausmachen. Denn sie propft der großen Musiktradition ihrer Heimat kein Update auf, sie entwickelt sie weiter, auf natürliche und authentische Art. Das macht ihre wundersame Schönheit aus. (2024)