Rezension
Die Diskographie des Pianisten ist eine der spannendsten im zeitgenössichen Jazz, und seine Produktivität ist fast beängstigend: Dies ist bereits das fünfte Album für ECM in nur drei Jahren – wobei keines dem anderen auch nur ähnelt, schon aufgrund der sehr unterschiedlichen Besetzungen. Diesmal tritt Iyer mit einem Sextett auf: Zwei Saxophone (Steve Lehman, Mark Shim), Graham Haynes an Kornett und Flügelhorn, Bassist Stephan Crump und Drummer Tyshawn Sorey. Doch so konventionell das Setting, so abenteuerlich ist die Musik: So wie hier wurden Post Bop, Funk, indische und osteuropäische Musik (neben einer Vielzahl weiterer Einflüsse) wohl noch nie miteinander kombiniert. Der Forscherdrang in dieser Musik läßt an die Davis-Band der späten 60er denken, oder an Herbie Hancocks “Mwandishi”-Formation. Was freilich keinerlei stilistische Parallelen bedeutet, denn Iyer und sein fabelhaft interagierendes Ensemble kommen zu ganz eigenen Ergebnissen – eines der raren Alben, auf denen der Jazz in jeder Phrase, jeder Note neu erfunden zu werden scheint! (2017)