Etikettenschwindel kann man Paul Weller sicherlich nicht vorwerfen: Wenn er „Fat Pop“ draufschreibt, ist auch fat pop drin. Wo andere introvertierte Pandemie-Alben aufnehmen, präsentiert Weller ein üppig arrangiertes, hochkalorisches Album, auf dem der bekanntlich mit allen Wassern gewaschene Songwriter nach Herzenslust aus dem Vollen schöpft. Das bedeutet übrigens nicht, daß der 62jährige nicht gelegentlich nachdenkliche Töne anschlägt, aber das steht nicht im Widerspruch zu saftigen Beats, Streichern und Background-Chören. Und einem Stilspektrum, das sogar für Wellers Maßstäbe erstaunlich ist: Kinks, Traffic, Beatles; Bobby Womack, Curtis Mayfield; Iggy Pop, Ian Dury – und natürlich der Meister selbst, in seinen vielen verschiedenen Inkarnationen seit dem Ende von the Jam, all das kommt einem im Verlauf des Albums in den Sinn. Bei aller Vielfalt aber besticht die Präzision, mit der diese überwiegend unter der Drei-Minuten-Grenze liegenden Songs gefertigt sind. Die Anzahl der lebenden Musiker, die mehr von Pop verstehen als Mr. Weller, ist freilich auch sehr überschaubar… (2021)