Rezension

Natürlich sind es in erster Linie seine frühen Aufnahmen (1930 für Paramount und 1941 für Alan Lomax), die Bluesgeschichte geschrieben haben. Doch litten insbesondere erstere nicht nur an dem grundsätzlich historischen Klang der Zeit, sondern obendrein am von Paramount seinerzeit für sogenannte ‘race records‘ verwendeten minderwertigen Material. Insofern war es ein großartiges Verdienst des Columbia-Starproduzenten John Hammond, die Delta-Legende 1965 in ein modernes Studio zu holen. Houses Stimme (Jahrgang 1902) hatte zudem nichts an Kraft verloren – und sein rudimentär scheinendes, aber durchaus komplexes Spiel auf der National Steel Guitar muß die Welt so manchen weißen Nachwuchsmusikers, der hierdurch erstmalig mit Houses Stil in Berührung gekommen war, deutlich über den Haufen geworfen haben. Hammond beseitigte aber gleich noch ein Problem der historischen Aufnahmen: Technologiebedingt durfte ein Song während der Schellack-Ära die Drei-Minuten-Grenze nicht überschreiten. Hier hatten die Songs nun endlich alle Zeit, die sie brauchten (und auf den Liveauftritten sicherlich auch schon in den 30ern in Anspruch genommen hatten!). Im längsten Fall („Levee Camp Moan“, mit brillanter Harmonika-Unterstützung von Canned Heat-Gründungsmitglied Al Wilson!!) waren das immerhin neuneinhalb Minuten. Neun Aufnahmen waren damals für ein wunderbares Delta-Blues-Denkmal ausgewählt worden. Die Pure Pleasure-Reissue (wie immer hervorragend gemastert und in makelloser Preßqualität) enthält nun, erstmalig überhaupt auf Vinyl, alle 21: Fünf Alternate Takes und ganze sieben unveröffentlichte Songs! Der Repertoirewert dieses Albums ist für Blues-Sammler kaum abschätzbar… (1965/2006)