Rezension

Das fünfte Tool-Album wurde schon beinahe zu Maynard James Keenans "Chinese Democracy", so oft wurde es verschoben. 2019 erschien es dann endlich doch noch, und es übertraf die Erwartungen – was bei einer Band, die solche Meisterwerke wie "Aenima" oder "Lateralus" geschaffen hat, schon einiges heißen will. In knapp anderthalb Stunden führt die Band vor, was sich nach wie vor im Dreieck zwischen Prog, Metal und Jam Band erreichen läßt – und wie gut sie als Ensemble gereift ist (sie lag ja nicht auf Eis und hatte regelmäßig getourt). Anders als bei den meisten Kollegen steht Virtuosität hier nicht im Vordergrund; aufscheinen darf sie trotzdem mal (etwa in Danny Careys Show-Off-Nummer "Chocolate Chip Trip"; die Zahl der Rock-Drummer, die da mithalten können, ist ziemlich überschaubar). Auch in den längsten Stücken (sechs gehen über zehn Minuten) geht niemals der Spannungsbogen verloren; Tool traten noch nie auf der Stelle. Ein Großkunstwerk, das zum konzentrierten Zuhören ebeno geeignet ist wie zur völligen hypnotischen Versenkung. – Nach der umgehend ausverkauften Vinylpremiere als Super-Sammler-Edition mit fünf einseitig bespielten LPs folgt nun doch noch eine "Volksausgabe" – die allerdings auch schon wieder vergriffen ist. Ein paar Exemplare konnten wir uns sichern. (2019/2022)