Rezension
Die hier noch ein gutes Jahr in der Zukunft liegenden Bossa Nova-Erfolge definierten Getz' Bild in der musikalischen Öffentlichkeit neu; mehr vielleicht, als es ihm selbst recht war. Davor war er einer der bedeutendsten Vertreter des Cool Jazz gewesen, und "Focus" mag als Höhe- und Endpunkt dieser Phase gelten. Getz und Drummer Roy Haynes befinden sich hier in ungewöhnlicher Umgebung: Dunkel oszillieren die von Eddie Sauter arrangierten Streicher; weit weg ist das Album von anderen "XY & Strings"-Versuchen, so schön diese auch zum Teil sein mögen. Sauter erzeugt unwirkliche Stimmungen, die wirken wie surreale Landschaften, durch die sich Getz' Saxophon bewegt wie der Hauptdarsteller eines französischen Arthouse-Films der Ära. Das kann (wie in "I Remember When") durchaus auch mal romantisch werden, aber niemals auch nur ansatzweise süßlich – und vor allem eben auch in ganz andere Richtungen gehen (sagenhaft etwa das zum Reißen gespannte "Night Rider"). Ein Höhepunkt des Cool Jazz, in rein künstlerischer wie in klangästhetischer Hinsicht. Vielleicht das spannendste Album der Getz-Diskographie. (1961/2025)






