Rezension
Das vierte Album, auf dem der Gitarrist als Leader auftritt, ist eine Verbeugung vor dem großen Pionier der Jazz-Gitarre, Django Reinhardt, und besteht überwiegend aus Stücken aus dessen Repertoire, nicht alle von ihm komponiert. Zwei allerdings für ihn, nämlich John Lewis‘ „Django“ und Pass‘ eigenes Titelstück. Eine Verbeugung bedeutet keine Angleichung, und Pass versucht auch gar nicht, Reinhardts Gypsy Swing-Stil zu kopieren, sondern interpretiert die Stücke auf seine eigene Art – wenn man ein stilistisches Vorbild sucht, wird man eher bei Charlie Christian als beim Widmungsträger fündig, aber Pass, den wir hier sozusagen beim Neustart seines Lebens hören, nachdem er die 1950er aufgrund exzessiven Substanzenmißbrauches teils im Vollrausch, teils im Gefängnis verbracht hatte, ist längst ein Stilist von eigenem Rang. Das begleitende Trio aus Joe Pisano (Rhythmusgitarre), Bassist Jim Hughart und Drummer Colin Bailey unterstützt mit so dezentem wie zwingenden Groove; 20 Jahre später reaktivierte Pass diese Formation noch einmal. Eine Rangfolge unter Pass‘ frühen Soloalben ist schwierig (und eigentlich sinnlos), aber zu den besten drei der ersten Dekade seiner Diskographie zählt „For Django“ fraglos! – Zwar gab es immer wieder hochwertige Japan-Ausgaben von diesem Klassiker, aber die von Kevin Gray vom Originalband gemasterte Tone Poet-Edition dürfte bis auf weiteres die klanglich definitive Version sein… (1964/2022)