Rezension
So ruhig das Debüt des Justin Vernon unter dem Moniker Bon Iver (eine Verballhornung des französischen ‚bon hiver‘ = guter Winter) war, so erstaunlich war seine Wirkung: Innerhalb kürzester Zeit herrschte Einstimmigkeit darüber, daß dieses stille Meisterwerk eines der wesentlichen und einflußreichsten Werke der Dekade war. Von vereinzelten Bläsern und, bei einem Song, Schlagzeug abgesehen, spielte Vernon hier tatsächlich alles selbst, und das war und ist angesichts dieses feinziselierten Kammerpops schon mal beeindruckend. Viel wichtiger aber ist die Stimme: Ein rauhes Falsett, das direkt unter die Haut geht. Vier Monate hatte der Songwriter sich für diese neun Songs in eine Hütte in Wisconsin zurückgezogen – die Atmosphäre des Albums spiegelt diese Isoliertheit wieder. Und doch ist’s letztlich Pop, was hier geschieht: Immer wieder überrascht Vernon mit Harmonien wie aus dem Beatles-Lehrbuch. Man müßte schon ein Herz aus Stein haben, um von diesen Songs und dieser Stimme nicht berührt zu werden. Wenn da noch eine Lücke war zwischen Elliott Smith und Iron & Wine, so hatte Vernon sie hiermit besetzt… – Die damals schnell vergriffene Vinylversion wurde nun endlich wiederaufgelegt! (2008/2014)