Rezension
Zwei Abschiede prägen das nun zehnte Album der Großkünstlerin. Der Auszug ihrer flügge gewordenen Tochter Isodora und der Tod ihrer Mutter, der Umwelt-Aktivistin Hildur Rúna, sind Themen der Schlüssel-Songs von „Fossora“, das dabei aber erstaunlicherweise sehr viel offener, freier klingt als die beiden Vorgänger. Üppige Arrangements aus Streichern, Holzbläsern (Klarinetten insbesondere), unzähligen übereinandergeschichteten Stimmen, Glockenspielen und natürlich Elektronik entfalten symphonische Kraft, der ätherischen Weltentrücktheit von „Utopia“ steht hier eine durchaus irdische Intensität gegenüber. Tatsächlich geht es auch in den eingangs erwähnten Abschiede thematisierenden Songs nicht um Trauer und (Selbst)mitleid: Sie reflektiert bewegend über schöne und prägende Momente, die sie mit ihrer Mutter hatte; die Botschaft des ihrer Tochter gewidmeten „Her Mother’s House“ ist ein (um Richard Wagner zu zitieren) „wie liebt ich Dich, ließ‘ ich Dich nicht“. Es ist ein bewegendes Album, und auch innerhalb dieser an Großwerken ja nicht armen Diskographie ein neuer Gipfel. (2022)