Rainer Haarmann (Hrsgb.)

From Shellac To Vinyl – Frühe Coverart des Jazz

Label/AN:  (Eigenverlag),
Format:  3 Bände, 68/55/60 Seiten

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Rezension

Die Geschichte der frühen 10″-LPs und ihrer beginnenden Cover-Gestaltung in Ablösung der aus Schellack gefertigten 78er-Platten ist ebenso spannend wie nur bruchstückhaft dokumentiert. Schellackplatten wurden zumeist in nicht bedruckten Tüten verkauft. Das änderte sich (anfangs sehr zögerlich) mit der Zusammenfassung von drei oder vier 78ern in sogenannten Alben und setzte sich – in der Regel nicht minder halbherzig – mit der Vinyl-Einführung fort. Dennoch lohnt der Blick auf diese frühe Plattenzeit nicht nur aus musikalischen Gründen (mit dem Beginn des modernen Jazz), sondern auch wegen der frühen Cover-Kunst. Am Beginn dieser Ära standen großartige Cover-Zeichnungen eines Künstlers, der nicht nur Plattengeschichte geschrieben hat. Er gilt bis heute als wesentlicher Künstler der USA des 20. Jahrhunderts: David Stone Martin. Seine früh beginnende Zusammenarbeit mit Produzent Norman Granz hat große Bedeutung mit vielen Wiederveröffentlichungen bis in die heutige Zeit. Viel ist über die herausragende Plattengestaltung späterer Blue Note-LPs publiziert worden – die Frühzeit der 25cm-LPs wurde dabei aber weitgehend ignoriert. Dabei zeigt der Blick auf diese frühen Cover-Gestaltungen von Blue Note (und anderen Plattenfirmen) den Weg der Cover-Gestaltung von zaghaften Anfängen bis hin zu großer Cover-Kunst! Die Geschichte der Vinyl-Langspielplatte im Jazz ist bekanntlich vielfältig. Sie ist geprägt durch die vielen Plattenlabel, die es während und nach der Zeit der Schellackplatte gab. Die Zahl bedeutender früher moderner Einspielungen ebenso wie Aufnahmen der Größen der auslaufenden Swing-Ära ist groß. In drei Bänden wird der Versuch unternommen, den Blick auf einzelne Plattenlabel zu richten und dabei insbesondere die Entwicklung der Covergestaltung nach den allein in neutralen Taschen verkauften Schellackplatten zu werfen.
In Band I widmen sich die Autoren Rainer Haarmann und Margot Farrington (Schwiegertochter von David Stone Martin) vornehmlich den frühen Veröffentlichungen von Norman Granz, dem Gründer so vieler Plattenfirmen bis hin zu Verve und Pablo. Er war der Vater der bis heute legendären Konzertreihe „Jazz At The Philharmonic“, er hat früh und lebenslang mit David Stone Martin zusammengearbeitet und ihm damit zu Popularität verholfen. Daneben richtet sich der Blick auf einige Musiker-eigene Plattenlabel der frühen 50er Jahre.
Band II gilt den heute legendären Plattenlabels Blue Note und Prestige in den frühen
50er Jahren. Insbesondere die Blue Note-Covergestaltung wurde legendär; dies ist in vielen Büchern gewürdigt worden. Hier werden die Anfänge dokumentiert, von den ersten Schritten bis hin zu frühen „Klassikern“ des Fotografen Francis Wolff und des Designers Reid Miles. Der Blick auf frühe Prestige 10″s ergänzt und bestätigt diesen Gang durch die Covergeschichte der frühen 50er Jahre. Coautor des zweiten Bandes ist Michael Cuscuna, Mitbegründer von Mosaic Records und sicherlich einer der weltweit größten Kenner der Materie.
Die Zahl früher Plattenlabel ist nahezu unüberschaubar. In Band III werden aus ausgewählte frühe Covergestaltungen von u.a. Capitol, Columbia, Contemporary, Discovery, Pacific, Riverside, Savoy oder Fantasy betrachtet. Und wieder gilt: Sowohl die Musik wie die so unterschiedlichen frühen Plattencover waren und bleiben eine lohnende Entdeckung. Aber auch europäische Label wie Amadeo, Polydor oder Brunswick finden aus guten Gründen Beachtung. Für diesen Band konnte Rainer Haarman mit dem heute 92jährigen Dan Morgenstern eine echte Legende des Jazz-Journalismus für einen Essay gewinnen.
Die drei Bände sind im Format 21,5 x 21,5cm gestaltet und enthalten zahlreiche Abbildungen von Original-LPs aus Haarmanns privater Sammlung – LPs, die man als Normalsterblicher kaum je zu Gesicht bekommen wird… (2022)

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