Stan Getz

Getz At The Gate

Label/AN:  Verve, 7742857
Format:  3 LP 180g

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Rezension

1961 war das Jahr vor dem unglaublichen Erfolg mit “Jazz Samba”, der den Weg des Saxophonisten für die kommenden Jahre in gänzlich andere Bahnen lenkte. Es war aber auch das Jahr zweier besonders spannender LPs in seiner Karriere: “Focus” und “Recorded Fall 1961”, der Kooperation mit Posaunist Bob Brookmeyer. In der Besetzung jenes Albums – minus Brookmeyer – trat das Getz-Quartett am 26. November im New Yorker Village Gate auf: Steve Kuhn am Klavier, John Neves am Bass und Roy Haynes am Schlagzeug. Man hört eine hungrige, mutige Band: Getz war sich des Winds, den ihm ein John Coltrane ins Gesicht blies (der ihn gerade von der Spitze der Jazz-Polls verdrängt hatte), bewußt und nahm die Herausforderung an – etwa mit einer eigenen ausführlichen Erkundung von Tranes “Impressions” oder einer direkt daran anschließenden, kaum weniger spektakulären Version von Sonny Rollins’ “Airegin”. Der brillanten Rhythmussektion, insbesondere Kuhn, wird da reichlich Raum für Improvisation gegeben. Mit seinem charakteristisch gelassen-warmen Ton brilliert Getz dann in einem sagenhaften, aus der Hüfte swingenden “Like Someone In Love”. Phantastisch auch sein Spiel in der Ballade “Spring Can Really Hang You Up The Most”: Es dürfte gar nicht so einfach sein, in Getz’ kompletter Diskographie einen intensiveren Moment zu finden! Angesichts der hier zu entdeckenden Musik (denn Höhepunkte dieser Art reihen sich hier nahtlos aneinander) ist man fassungslos, wie dieses Dokument fast 60 Jahre lang unter Verschluß bleiben konnte. Hört man hier doch einen der großartigsten Musiker seiner Ära auf dem Gipfel seiner Kreativität, die Grenzen zwischen den eine Dekade lang konkurrierenden Schulen auflösend. Aber ab dem Februar ’62 (da erschien “Jazz Samba”) war eine Veröffentlichung wohl bis auf weiteres nicht mehr möglich. Nicht, daß man auf Getz’ Bossa Nova-Phase verzichten wollte – aber die hier dokumentierte Alternative dazu gibt zu denken… (2019, rec. 1961)