Rezension
Er selbst sei ein Nachtmensch, so der französische Pianist in den Linernotes, weshalb er einen besonderen Bezug zu derartigen Stücken habe. Die Rede ist von Nocturnes und Berceuses („Wiegenlieder“), von denen Chamayou hier 17 teils sehr (Chopin, Brahms, Liszt, Grieg), aber überwiegend wenig bis gar nicht bekannte zusammengestellt und mit kaum zu übertreffendem Zartgefühl eingespielt hat. Wundervolle Entdeckungen sind darunter, etwa von Sergei Lyapunov, Leos Janacek, Melanie Bonis, Ferruccio Busoni oder Bohuslav Martinu; auch zeitgenössische Komponisten sind vertreten (Helmut Lachenmann und Bryce Dessner). Am Schluß steht Charles Valentin Alkans Prélude „J’etais endormie, mais mon coeur veillait“, eine Miniatur von fürwahr entwaffnender Schönheit. Wer dieses Schatzkästlein von einem Album gehört hat, wird es nicht mehr missen wollen… (2020)