Sumneys Debüt „Aromanticism“ war eines der erstaunlichsten Alben im – ja, was? Prog Soul, Avant-R’n’B oder doch einfach Kammer-Pop? Wie etikettiert man Sumneys Musik? Wie auch immer, man spürte umgehend, es mit dem Werk eine Großkünstlers zu tun zu haben. Ein Eindruck, der sich mit dem zweiten Werk in potenzierter Form bestätigt.Die Stilvielfalt ist ebenso überwältigend wie Sumneys offenbar grenzenloser Ideenreichtum. Seine Stimme verankert diese erstaunliche Diversität letztlich doch im Soul – ist es doch eine der derzeit schönsten Soulstimmen auf dem Planeten. Ansonsten hat Sumney sein Album bewußt unter die Symbolfarbe grau gestellt – die er freilich ganz anders interpretiert, als man das gemeinhin gewohnt ist: Nicht als die Nicht-Farbe, die für Tristesse, Eintönigkeit oder wenigstens Melancholie steht, sondern als die Mischung zwischen der Anwesenheit aller Farben des Spektrums und der totalen Abwesenheit von Licht (entsprechend ist bei der Vinylversion eine LP weiß, eine schwarz eingefärbt). Grau als Vereinigung des Allem mit dem Nichts, in allen denkbaren Schattierungen zudem: Eine Metapher für unendliche Möglichkeiten. Dementsprechend ist dies ein Album, das verwirren und verstören kann – aber auch verzaubern und verführen. Man sollte viel Zeit einplanen, wenn man in dieses Wunderwerk abtauchen will… (2020)