Rezension
Man kann es drehen und wenden, man findet keinen Makel – und die Frage, warum der 2018 viel zu früh verstorbene prägende Trompeter seiner Generation sich seinerzeit gegen eine Veröffentlichung des Albums entschied, muß wohl unbeantwortet bleiben. Es war 1998, für das Album „Habana“ seines jüngsten Projektes Crisol hatte Hargrove eben einen Grammy erhalten, als er mit einer veränderten Crisol-Version ins Studio ging, um einen Nachfolger aufzunehmen. Posaunist Frank Lacy war wieder dabei, auch die kubanischen Perkussionisten „Anga“ Diaz und Changuito. Zu den wesentlichsten Neubesetzungen zählen u.a. Altsaxophonist Sherman Irby, Gitarrist Ed Cherry, Larry Willis am Klavier und der in Guadalupe (wo die Aufnahmen stattfanden) gebürtige Tenorman Jacques Schwarz-Bart (damals noch kaum bekannt), der sich hier auch als Komponist einbringt. Auch dieses Ensemble macht seinem Namen (Schmelztiegel) alle Ehre: Afro-kubanische Grooves fließen wunderbar mit Hargroves progressivem Post Bop-Konzept zusammen, es entsteht so einzigartige wie unmittelbar ansprechende Musik. Ruhig sitzen ist dabei fast unmöglich, konzentriertes Zuhören dennoch zwingend notwendig, um nicht den Faden zu verlieren. Es gibt unendlich viel zu entdecken auf diesem großartigen Album – nur die Antwort auf eingangs gestellte Frage rückt in immer weitere Ferne… (2024)