Rezension
Warum sich eine junge Kanadierin mit karibischen Wurzeln ausgerechnet für Appalachen-Bluegrass interessiert, bleibt ein Phänomen. Nach zwei überragenden, dabei eng der reinen Lehre verschriebenen Alben bricht die exzellente Banjo-Spielerin (und hervorragende Sängerin) nun etwas aus: Die Arrangements sind abwechslungsreicher (aber immer sehr dezent gehalten), neben Pedal Steel Guitar kommen Schlagzeug, diverse Tasteninstrumente, akustischer und elektrischer (!) Bass und gelegentlich auch mal Blasinstrumente vor; Katers Banjo ist nur selten das Lead-Instrument, sondern wird in einen Bandsound integriert; die Songs gehen melodisch wie inhaltlich deutlich über die Genregrenzen hinaus. Es ist das Leben ihres Vaters, mit dem sich Kater hier näher auseinandersetzt, insbesondere jene Ereignisse des Jahres 1986, die ihn dazu brachten, aus seiner Heimat Grenada nach Kanada zu fliehen. Immer wieder läßt sie ihn zwischen zwei Songs auch selbst zu Wort kommen. Die Schönheit der Songs und die bewegende Geschichte fließen zusammen. Sicherlich eines der großartigsten Folkalben dieser Dekade. (2018)