Rezension
Man hätte natürlich, wenn man ein ganz böser Mensch ist, von einer verspäteten Midlife-Crisis sprechen können (Nick Cave war ja mittlerweile fast 50). Aber man könnte – und sollte – auch ganz einfach anerkennen, daß die abgespeckte Version der Bad Seeds (mit Martyn Casey, Warren Ellis und Jim Sclavunos), die hier als Grinderman firmierte, einfach eine sagenhafte, muskulöse, dreckige Rockband ist und Cave hier Gift & Galle spuckte wie seit alten Birthday Party-Tagen nicht mehr. Nicht ohne Selbstironie, was das Album denn auch deutlich von langweiliger Rock-Kraftmeierei unterscheidet: Man muß schon über sich selbst lachen können, wenn man den "No Pussy Blues" singt. Cave, der ja längst seine Underground-Tage hinter sich hatte und zum Establishment der Songwriting-Zunft aufgestiegen war, hatte offenbar Lust auf eine so ganz und gar nicht artifizielle Platte, er brauchte ein Ventil. Und genauso klingt das erste Grinderman-Album auch, daraus zieht es seine Glaubwürdigkeit. Den Spaß daran, es einfach mal wieder richtig krachen zu lassen – den kann man hier an allen Ecken hören. (2007/2025)





