Billie Eilish

Happier Than Ever

Label/AN:  Darkroom, 3597354
Format:  2 LP

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Rezension

Natürlich folgte die Strafe auf dem Fuße; für ihre blondierten Haare, für ihr Vogue-Photoshooting. Aber das ist ja das Tolle an Billie Eilish: Daß sie genau das tut, was sie selbst für sich für richtig erachtet, ohne Rücksicht auf Erwartungen und krampfhafte political correctness. Sie hat mit gerade 19 längst erreicht, wovon andere ein halbes Leben träumen (einen James Bond-Titelsong z.B.); sie nimmt es mit bemerkenswerter Lässigkeit (zumindest scheint es so). Und sie wächst weiter: Ihr zweites Album ist ein noch größerer künstlerischer Triumph als das Debüt. Eingespielt hat sie es abermals nur mit ihrem Bruder Finneas O’Connor, der nicht nur eine Menge Instrumente beherrscht, sondern (das weiß man ja schon) auch ein echter Studiotechnik-Wiz ist, ohne weitere Fremdeinwirkungen. Oft vergißt man, daß es ein Teenager ist, der da singt – ihre Beobachtungen zum Thema Beziehungen und zwischenmenschlicher Machtverhältnisse, auch dazu, wie es ist, ein Popstar zu sein, zeigen nicht nur bemerkenswerte Reife (man möchte fast von Weisheit sprechen), sie trägt sie auch mit einer Lakonie vor, die eigentlich schon beunruhigend ist. Wenn sie stellvertretend ist für ihre Generation, kann einem das Angst machen. Das Lebensgefühl, das sich in Teenagermusik (auch der besseren, die gab es ja immer) der 50er- bis 90erjahre spiegelt, ist hier meilenweit entfernt, das Teen-Idol der 2020er ist abgeklärt und distanziert. Allerdings auch eine begnadete, originäre Songwriterin, die sich abermals sehr wohltuend absetzt von der immergleichen Leier-Melodik, die den Pop der letzten Jahre prägte. In einem Satz: “Happier Than Ever” ist das wichtigste Pop-Album des Jahres. Das wußte man allerdings schon, bevor es erschien. (2021)