Rezension
Auf dem neunten Teil seiner Gesamteinspielung verzichtet Giovanni Antonini darauf, Werke anderer Komponisten zur haydnschen Symphonik in Beziehung zu setzen, sondern stellte drei Symphonien und eine Kantate unter dem Thema „Abschied“ zusammen – im Kern steht natürlich der legendäre musikalische „Warnstreik“, die Symphonie Nr. 45. Um einen Abschied geht es auch in der selten aufgeführten Kantate „Scena di Berenice“, hier mit der legendären französischen Sopranistin Sandrine Piau, deren Stimme (mit nun immerhin Mitte 50) so schön und flexibel wie eh und je ist. Nicht unbedingt inhaltlich, wohl aber charakterlich oder wenigstens formal passen die Symphonien Nr. 15 und 35 zum „Hauptwerk“, wobei vor allem der wundervoll filigrane Andante-Satz der Fünfzehnten besticht. Auf begeisterte Kritiken und Auszeichnungen ist die aufsehenerregende Reihe ja durchaus abonniert; dieser neunte Teil – die CD-Version erschien bereits 2020 – allerdings wurde mit Preisen geradezu überhäuft. Durchaus zu Recht: Man ist ob der Schönheit und der dramatischen Kraft dieser Musik immer wieder überrascht, wenn nicht erschüttert. Antonini hat das Haydn-Bild für immer verändert. – Auch diese Aufnahme erfüllt höchste klangliche Ansprüche und kommt in einem aufwendigen Luxus-Klappcover! (2020/2023)