Rezension
So zugänglich gab sich Meg Remy noch nie: In nicht wenigen Momenten könnte man fast vergessen, daß sie mit ihrem Langzeit-Projekt U.S. Girls ja eigentlich aus der Avantgarde-Szene kommt. Ihre Liebe zum Pop der frühen 60er, insbesondere den Girl Groups (Motown & beyond) hatte sie allerdings schon früh und wiederholt verraten. Hier läßt sie dieser freien Lauf – was gleichzeitig in ihren großartigsten Songs bislang resultiert. Natürlich macht Remy nicht plötzlich musealen Retro-Pop: Eigenartige Momente gibt es reichlich, aber Remy gelingt es, sie nahtlos in das Geschehen zu integrieren. Und jenes steht im Zeichen des Melodischen. Selbst eine kurze Spoken Word-Collage („The Most Hurtful Thing“) stört den Flow des Albums nicht, das (freilich auf ganz andere, eigenwillige Art) großen Pop mit Avantgarde versöhnt, wie das seit Kate Bush zu ihrer Glanzzeit kaum jemandem gelungen ist. (2020)