Rezension
Daß exzellente Songwriter-Alben notwendigerweise existentielle Krisen oder wenigstens allgemeine Unzufriedenheit als Basis bedürfen, ist ein sich hartnäckig haltendes Vorurteil. Zugegebenermaßen sind Belege dafür häufiger zu finden als Gegenbeweise, aber ganz so arg, daß man von ausnahmebestätigenden Regeln sprechen müßte, ist das Verhältnis auch nicht. Dieses Album hier ist jedenfalls ein sehr starkes Gegenargument. Ron Sexsmith zog von Toronto aufs Land, ist derzeit ein rundum glücklicher Mensch, und das hört man in jeder Zeile, jeder Note dieser wundervollen Songs. „Bunter Melodienstrauß“, so nannte man früher mal gerne Sammlungen mit banalen Schlagern, aber hier paßt das viel besser: Diese Platte ist so schön wie ein Strauß aus Sommer-Wiesenblumen. Oder noch besser, die ganze Wiese. Und die Songs haben bei aller ansteckender Glückseligkeit genausoviel Substanz wie die auf Sexsmiths anderen besten Platten, zu denen man diese hier getrost zählen darf. Eine schwache Phase hat sich der inzwischen auch schon 54jährige Kanadier allerdings noch nie erlaubt… (2020)