Rezension
Längst hat der Beniner Wundergitarrist eine eindrucksvolle eigene Diskographie vorzuweisen, doch es war die Arbeit mit seinem frühen Mentor Herbie Hancock, die ihn wesentlich prägte und ihm die nötige Aufmerksamkeit für eine eigene Karriere verschaffte. Nun bedankt er sich auf Albumlänge – mit höchst originären Versionen von Hancock-Klassikern aus der Zeit von 1962 bis 1982, also die Hard Bop- und die Soul Jazz-Epoche ebenso abdeckend wie die elektrisch-funkige. Louekes Solo-Fassungen sind teils radikale, doch stets schlüssige Neudeutungen; Louekes westafrikanische Wurzeln spielen eine tragende Rolle dabei. Daß man bei diesem reinen Solo-Album oft den Eindruck hat, eine ganze Band zu hören, liegt daran, daß Loueke sein Instrument auch sehr perkussiv einzusetzen weiß und obendrein spannende Kontrapunkte und weitere rhythmische Akzente mit seiner Stimme setzt. Wie atemberaubend seine Technik ist, neigt man dabei oft zu vergessen, so musikdienlich setzt Loueke sie ein. Wer glaubt, genug Solo-Gitarren-LPs gehört zu haben: Die hier ist anders! (2020)