Rezension
Ob als Ensemblemitglied der Formation Kneebody oder auf seinen bisherigen vier Alben als Leader: Man kennt den kanadischen Saxophonisten als Suchenden, als Forscher (was durchaus nicht im Kontrast zu seinem weichen, eher lyrischen Ton steht). Auch mit diesen acht Eigenkompositionen findet er neue Wege, schon durch die ungewöhnliche Besetzung: Neben Bassist Joe Sanders und Drummer Nate Wood sind da zwei Pianisten (Shai Maestro und Gerald Clayton, beide alternierend an akustischem Klavier oder Rhodes-Piano), vor allem aber Stimmwunder Michael Mayo, dessen wortloser Gesang neben Wendels Saxophon die zweite Hauptrolle auf diesem Ausnahme-Album spielt. Schon im eröffnenden Titelstück gibt es Momente, auf denen sich Instrument und menschliche Stimme nicht nur perfekt ergänzen, sondern geradezu zu verschmelzen scheinen; ein Eindruck, der sich im Folgenden noch oft einstellen wird. Ganz besonders intensiv in „Less“, auf dem Wendel mit tiefen Fagott (!)-Tönen Mayos Stimme erweitert und den gebetsartigen Gesang noch überirdischer wirken läßt. Man kann Wendels Musik mit Fug und Recht als „avantgardistisch“ bezeichnen; selten allerdings geht der Begriff mit solcher Klangschönheit einher… (2020)