Rezension
Schon beim Vorgänger „Strange Fascination“ (2020) war die Tatsache, daß eine der besten aktiven Bluegrass-Bands des Planeten sich offenkundig von der „reinen Lehre“ abwandte, kein Grund zum Heulen, denn das Trio zeigte sich hier schon äußerst gewandt im Umgang mit Pop-Elementen. Mit Unterstützung von Produzent Rachael Moore, der ein sehr atmosphärisches Klangbild kreierte, bewegen sich Chatham County Line hier noch weiter von ihren Wurzeln weg, kombinieren Banjo, Fiddle und Mandoline lustvoll mit Synthesizern und Drumcomputern und klingen dabei oft wie eine countryfizierte Version von My Morning Jackett, ungefähr jedenfalls. Andere Bands, die einem in den Sinn kommen könnten, wären etwa Midlake oder Mercury Rev. Mit Ausverkauf jedenfalls hat das so gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Man kann es vielleicht nicht mehr Bluegrass nennen, aber es ist sehr, sehr große Americana, und einige Songs hier darf man spontan zu den besten der bisherigen Diskographie zählen. (2024)