Es ist immer wieder beschämend, wenn hochtalentierte Musiker nicht von ihrer Kunst leben können. Courtney Marie Andrews hat sich dieses Album mit Background-Vocal-Jobs und als Tresenkraft in einer Kleinstadtkneipe finanziert; wer es hört, muß sich fragen, was da schiefläuft im Musikgeschäft. Andrews hat ihr Songwriting bei den Großen gelernt, von Joni Mitchell über Neuil Young bis Emmylou Harris, sie singt mit vollkommen unprätentiöser und daher betörender Stimme, die Melodien fließen wie Honig; wie es sich für echte Country-Songs gehört, immer mit einer traurigen Note versehen. Und Pedal Steel und Orgel sind immer an den richtigen Stellen zugegen. In fünf Tagen hat Andrews das Album mit einigen Freunden aufgenommen, mehr Studiozeit war nicht drin. Aber mit fünf Monaten hätte es auch nicht besser werden können. Bis Ende des Jahres wird dieses kleine stille Wunder vergessen sein, in den Bestenlisten wird man es wohl nicht finden. Da gehört es aber hin. (2017)