Im Vergleich zum Debüt ist das zweite Album des Seitenprojektes von Justin Vernon (Bon Iver) und Aaron Dessner (The National) „normaler“ Indie-Rock. Man muß das natürlich in Anführungszeichen setzen, denn auch, wenn sich die beiden diesmal weniger experimentierfreudig geben, auch auf die afrikanischen Grooves verzichten und sich eher dem klassischen Song widmen, sind das eben Vernon und Dessner, zwei der begabtesten Köpfe der Szene, und ein Standard-Album kommt dabei bestimmt nicht heraus, da steht schon die kompositorische Qualität der Songs davor, ebenso die Arrangements, die zwar dezent und angenehm klingen, aber natürlich hochkomplex sind. Und dann sind da die Stimmen: Die beiden haben sich vor allem ein paar gute Freundinnen eingeladen, Taylor Swift etwa und die wunderbare Anaïs Mitchell, ferner Sharon Van Etten, Lisa Hannigan, Shara Nova und Ariel Engle. Männliche Gastvokalisten gibt es auch, namentlich Ben Howard und Robin Pecknold, letzterer brachte auch gleich seine Band (Fleet Foxes) mit ein. Vernon singt natürlich auch, in einigen Songs – ein Novum – sogar Dessner; sollte er öfter tun. Keine Spielwiese diesmal also, sondern letztenendes ein Songwriter-Album. Eines der besten des Jahrgangs, vermutlich. (2021)