Rezension

"Irreversible", der zweite Track auf "Howling Silence", ist symptomatisch für das Edition-Debüt der Saxophonistin: Eine lyrische Ballade, doch hinter der Melodie vibriert ein nervöses Schlagzeug. Es geht um Widersprüche auf diesem Album einer Musikerin, die in Putins Russland aufwuchs, dann Jahre in Deutschland lebte und heute Teil der pulsierenden jungen Jazzszene von Paris ist; es geht um eine Identität zwischen den Welten. In Pianist Enzo Carniel, Gitarrist Matthew Stevens, Bassist Etienne Renard und vor allem Drummer Jesus Vega (den sie schon aus ihrer Berliner Zeit kennt) hat sie Partner gefunden, die offenbar genau verstehen, was ihre gleichermaßen eingängigen wie komplexen Kompositionen aussagen sollen. Es gibt viel Schönheit hier, aber auch viel dünnes Eis und doppelte Böden. Für Amelchenko, bislang noch ein Geheimtip, sollte dieses Album einen Sprung nach vorne bedeuten: Wer es gehört hat, wird die Diskographie weiterverfolgen wollen. – Blaues Vinyl. (2025)