Rezension
Für jemanden, der über lange Zeit fünf Alben und mehr (die meisten selbstverlegt) pro Jahr veröffentlicht hat, ist eine über siebenjährige Ruhephase schon sehr außergewöhnlich. Auf „I DES“ (der Titel spielt auf das Alias Des Lawson von Freund und Koproduzent Derek O’Neill an), seinem angeblich 50. Album (wird in etwa stimmen, ist aber schwer überprüfbar), klingt Kenny Anderson dennoch, als wäre er nie weggewesen. Herrlich webt er die Fäden aus Folk, Electronica, Synth Pop und Krautrock ineinander und kreiert wieder Musik, die zwischen den Stühlen Slalom läuft, aber hochmelodisch und eingängig ist und selbst dann lebensbejahend und positiv ist, wenn Anderson, inzwischen ja auch Mitte 50, über Sterblichkeit singt. Verschroben ist sie nach wie vor, diese Musik. Aber schöner denn je. Und wer sich einst scheute, angesichts des extremen Outputs dieses Faß aufzumachen: Jetzt wäre vielleicht ein guter Moment, in diese so seltsame wie spannende Diskographie einzusteigen. (2023)